Die grüne Stadt: Heilsbringer für Bewohner, Natur und Verwaltung!
Die Urbanisierung schreitet voran, global sowie in Deutschland. Gemäß den Zahlen der Vereinten Nationen soll, bis 2050, der Anteil der Stadtbewohner an der globalen Bevölkerung auf zwei Drittel heranwachsen. In Folge dessen wird Wohnraum in Städten immer knapper und die Immobilienpreise steigen an. Die verbleibenden, kostbaren Freiflächen müssen demnach sinnvoll genutzt werden, doch macht es Sinn alle Freiflächen zu nutzen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen? Wenn es um Lebensqualität geht, ist bezahlbarer Wohnraum nur ein Faktor von vielen. Das Grün in der Stadt ist jedoch genauso unersetzlich und wovon Landbewohner zu genüge haben, muss für den Stadtbewohner sorgfältig geplant und zwischen Kosten und Nutzen abgewogen werden. Aber warum sind urbane Grünflächen so wichtig? Wir haben uns mit der „grünen Stadt“ auseinandergesetzt und sind ihrem Reiz auf den Grund gegangen.
Was ist überhaupt eine grüne Stadt?
Zunächst sei einmal die Begrifflichkeit zu klären. Eine einheitliche Definition gibt es nicht, so definiert zum Beispiel das „Grünbuch Stadtgrün“ das Stadtgrün u.a. wie folgt:
„Stadtgrün umfasst alle Formen grüner Freiräume und begrünter Gebäude“
Hierbei ist es gleich ob das Grün horizontal steht oder vertikal hängt, ob ein paar Bäume oder ein ganzer Wald, privat oder öffentlich, Hauptsache es wurde gepflanzt oder es ist etwas bepflanzt. Weitere Quellen setzen der Definition der grünen Stadt ebenfalls wenige Grenzen.
Der grüne Filter
Kommen wir also nun zum ersten Vorteil, den die grüne Stadt mit sich trägt. Nicht zuletzt durch den Verkehr weist Stadtluft eine hohe Schadstoffkonzentration auf. Kohlendioxid (CO2) oder Feinstaub z. B. sind Dinge, die wir nicht einatmen möchten.
Pflanzen nehmen das schädliche Kohlendioxid bei der Fotosynthese auf und produzieren als Nebenprodukt Sauerstoff. Folglich, um so mehr ein Standort bepflanzt ist, desto mehr Kohlendioxid und andere Schadstoffe können aus der Luft gefiltert und Sauerstoff produziert werden. Deshalb sind grüne Flächen auch die grüne Lunge einer Stadt. Sie sorgen für frische Luft und tragen so zu unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden bei.
Milderes Klima
Gesünder und angenehmer ist für den Menschen aber nicht nur das Leben mit frischer Luft, sondern auch mit milderem Klima, gerade in Zeiten des Klimawandels. Städte verursachen den Großteil der CO2-Emissionen, jene Emissionen die für den Klimawandel verantwortlich sind. Durch weniger CO2 in der Luft wird der Klimawandel abgeschwächt und Wetter-Extreme abgemildert.
Im Gegensatz zu bepflanzten Flächen sind versiegelte Flächen außerdem Wärmespeicher und laden sich bei Sonneneinstrahlung auf, sodass vor allem in urbanen Ballungsräumen extreme Hitze in den Sommermonaten herrscht. Dieser sogenannte „Wärmeinseleffekt“ ist umso stärker, je dichter ein Standort bebaut und je mehr Flächen versiegelt sind. Abkühlung schaffen Grünflächen, sie speichern weniger Wärme und sorgen darüber hinaus für Verdunstungskälte, da sie Wasser speichern, welches später wieder verdunsten kann.
Durch die geringeren Durchschnittstemperaturen kommen übrigens zusätzlich weniger Klimaanlagen zum Einsatz, was wiederum im weiteren Sinne bedeutet, dass weniger CO2 ausgestoßen wird.
Regenwassermanagement
Wie bereits erwähnt nehmen Grünflächen Wasser auf. Versiegelte Flächen hingegen leiten Wasser ab und es fließt in die Kanalisation. Gerade bei Starkregen kann es dann zu einer Überlastung der Kanalisation und etlichen Schäden durch Überflutung führen. Umso mehr Grünflächen (am besten mit Rasenmulden zum Einsickern), desto mehr Regenwasser kann aufgenommen werden, ganz nach dem Vorbild einer Schwammstadt.
Das Wasser bleibt dann im natürlichen Wasserkreislauf und muss zudem nicht geklärt werden, was neben einem zusätzlichen Prozess samt nötiger Anlage Kosten verursacht.
Der Naturboden, auf der anderen Seite, sammelt und filtert das Regenwasser und fördert die natürliche Grundwasserbildung.
Freizeit und Erholung
Grüne Anlagen sowie Parks bieten dem Stadtbewohner auch Erholung, für die Physis sowie die Psyche. Bereits 20 Minuten im Grünen senken das Stresslevel und tragen somit zur Entspannung bei, die so wichtig ist für die Bevölkerung in der Stadt, da man gerade in Großstädten schnell unter Stress gerät. Doch nicht nur der Stress ist ein Problem. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit, an psychischen Krankheiten wie Depression zu erkranken, in der Stadt höher. Neben Freizeit und Erholung wirken hier soziale Kontakte entgegen und Grünflächen bieten häufig ebenfalls einen Treffpunkt für Menschen um sich auszutauschen oder kennenzulernen.
Mehr Raum, mehr Natur, weniger Lärm, sowie soziale Treffpunkte, all das können Grünflächen in der Stadt bieten. Die Natur lädt außerdem zum Sport machen ein. Egal ob Laufen gehen, Tischtennis spielen oder über die Slackline balancieren, mit einer sinnvoll-konzipierten Grünfläche sind dem Ausüben von Sport in der Stadt kaum Grenzen gesetzt und das Wohlbefinden sowie die Gesundheit der Bewohner werden ungemein gefördert. Der Erholungsraum Natur entspannt, gibt Kraft und fördert das soziale Miteinander.
Lebensraum für Flora und Fauna
Letztendlich bietet die grüne Stadt ferner einen Lebensraum für diverse Tier- und Pflanzenarten und trägt sogar zur Artenvielfalt bei. Denn, Städte bieten meist eine größere Artenvielfalt als ländliche Regionen, vor allem wenn man die gesamte Stadtfläche berücksichtigt. Sie wird vielen verschiedenen Ansprüchen gerecht und bietet somit vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum und Rückzugsort.
Im Gegensatz zu dieser Artenvielfalt findet man in ländlichen Regionen heutzutage meist Monokulturen vor, die u. a. für Bienen nicht als hochwertige Nahrungsquellen geeignet sind.
Darüber hinaus gewinnt die Erhaltung der Artenvielfalt einen immer größeren Stellenwert in der Gesellschaft, da der Mensch zunehmend Lebensraum für Tiere und Pflanzen zerstört. Wenn sich nun z. B. eine Stadt aufgrund von Wohnraummangel in die Umgebung ausbreitet, nimmt sie damit gleichzeitig die identische Fläche an Natur ein. Durch Begrünung in der Stadt kann die vereinnahmte Natur, zumindest zum Teil, rückgewonnen werden. Flora und Fauna werden es dem Menschen also danken, wenn er sich zu reichlich Grün in der Stadt überreden lässt.
Fazit
Schlussendlich steht fest, durch Begrünung lässt sich die Lebensqualität von Städten ungemein erhöhen, weswegen eine umfangreiche grüne Infrastruktur für jeden Stadtmenschen unersetzlich ist und in keiner Stadtplanung fehlen sollte. Eine gute Planung ist ausschlaggebend und die eingesetzten Ressourcen sollten nicht zu knapp bemessen sein, da der Nutzen doch schnell unterschätzt werden kann. Am Ende führt die gewonnene Lebensqualität, wie immer, auch zu einer Attraktivitätssteigerung des Standortes.
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Autor: CRITICITY
Bildquelle: Danist Soh | Unsplash